Baphomet und die Templer: was wirklich dahinter steckt
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Baphomet – ein Name, der seit Jahrhunderten für dunkle Rituale, Geheimkulte und die Templer steht. Doch was hat es mit dieser mysteriösen Figur wirklich auf sich? War Baphomet ein angebeteter Götze? Ein Symbol für Ketzerei? Oder einfach ein großes Missverständnis? In diesem Blogartikel nehmen wir die historischen Fakten unter die Lupe, entlarven Mythen und zeigen, wie ein unscheinbarer Begriff zum Zentrum moderner Legenden wurde.
Der Templerorden war im Mittelalter eine der mächtigsten geistlichen Rittergemeinschaften. Doch Anfang des 14. Jahrhunderts kam es zum dramatischen Bruch: Der französische König Philipp IV. veranlasste eine Verhaftungswelle gegen die Templer, unterstellte ihnen Ketzerei und initiierte Schauprozesse, die 1312 zur Auflösung des Ordens führten.
Ein besonders bizarrer Vorwurf: Die Templer hätten ein mysteriöses Idol verehrt – oft beschrieben als "menschlicher Kopf mit langem Bart". Und hier beginnt die Spur, die uns zu "Baphomet" führt.
Der Begriff "Baphomet" taucht nur in wenigen Verhörprotokollen auf, und auch nur regional begrenzt – etwa in Carcassonne. Dort bezeichneten einzelne Templer ein Idol als "Baphomet" oder "Bafumet", wobei sie sich wohl auf einen Götzenbegriff für den Propheten Mohammed stützten.
Schon im ersten Kreuzzug wurde dieser Begriff von christlichen Quellen als Schmäbezeichnung für den Islam verwendet. Ein Beispiel: In einem Brief von 1098 heißt es, Muslime riefen beim Gebet "Bafumet". Das Wort war also bereits negativ aufgeladen, bevor es jemals in Verbindung mit den Templern gebracht wurde.
Die ersten Vorwürfe gegen die Templer in Sachen Götzenverehrung waren nicht konkret. In Ermangelung echter Beweise arbeiteten die Inquisitoren mit Suggestivfragen – und die unter Druck stehenden Templer erzählten alles Mögliche. Man habe
Ein Idol mit zwei Gesichter
Ein Idol mit drei Gesichtern
Ein Haupt mit zwei kleinen Hörnern
gesehen. Die Aussagen widersprachen sich massiv. Und: Es wurde nie ein solches Idol gefunden – weder bei der Auflösung des Ordens, noch später.
Möglicherweise nannten die Templer das, was sie eben kannten, etwa reich verzierte Kopfreliquiare.
Darstellungen von Köpfen mit mehreren Gesichtern waren im Mittelalter nicht ungewöhnlich. Der antike Gott Janus oder Symbole der Dreifaltigkeit wurden auf diese Weise gezeigt. Auch Darstellungen mit Katzen oder Teufelsfiguren mit drei Gesichtern finden sich in kirchlichen Kontexten.
Einige Templer hatten diese Bilder im Kopf, als sie verhört wurden. Ihre Beschreibungen wurden in der Anklageschrift gegen sie instrumentalisiert – und damit war der Mythos geboren.
Obwohl der Begriff in den nachweisbaren Quellen nur sehr begrenzt vorkommt, im Prozess gegen die Templer selbst faktisch gar keine Rolle spielte, wurde er später zur Chiffre für Geheimkult, Verschwörung und dunkle Rituale.
Die Freimaurer des 18. Jahrhunderts, Esoteriker des 19. Jahrhunderts und Popkultur-Phänomene wie Dan Browns Romane oder Videospiele wie "Baphomets Fluch" griffen das Symbol auf.
Dabei spielte Baphomet, was auch immer es war, für die historischen Templer kaum eine Rolle – und war vermutlich nicht mehr als ein kulturelles Missverständnis mit weitreichenden Folgen.
Die Verbindung zwischen den Templern und Baphomet ist historisch kaum haltbar. Der Begriff stammt ursprünglich aus der Polemik gegen den Islam, wurde im Templerprozess vage erwähnt und erst viel später mit allerlei Bedeutung aufgeladen.
Die wahre Geschichte des Baphomet ist eine Überlieferung voller Missverständnisse, kultureller Projektionen und moderner Mystifizierung.
Anke Napp, Vom Ketzerprozess zur Meta-Verschwörung. Die Mythen um den Templerorden
Malcolm Barber, The New Knighthood
Helen Nicholson, The Knights Templar: A New History