Der Dargen Helm - der bekannteste Ritterhelm des Mittelalters?

Der Dargen Helm - der bekannteste Ritterhelm des Mittelalters?

Written by: Joachim Rother

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Der Dargenhelm gilt als einer der eindrucksvollsten Ritterhelme des Mittelalters – ein Meilenstein der Rüstungstechnik und Symbol für die Entwicklung mittelalterlicher Kampfausrüstung. Unter anderem deshalb haben wir ihn in unsere MDVAL Streetwear Kollektion aufgenommen. Mehr Bilder spannende Infos, Links zu den Produkten sowie dem ausführlichen Youtube-Video haben wir am Ende dieses Artikels für dich eingebettet!

Der Ritterhelm der Superlative

Wenn wir heute an einen Ritterhelm denken, haben viele das Bild eines filigran gearbeiteten Helms im Kopf, mit goldenen Verzierungen und kunstvollen Formen. Aber sind wir mal ehrlich: Der wahre Star unter den Ritterhelmen war ein anderer. Massiv, kompromisslos und auf Schutz getrimmt – der Topfhelm. Und unter diesen ist der Dargenhelm wohl der wichtigste Vertreter. Aber warum eigentlich?

Vom Nasalhelm zum Topfhelm: Ein Quantensprung in der Rüstungstechnik

Die Entwicklung der Ritterhelme verlief fließend: Von der einfachen Hirnhaube über den Nasalhelm bis zum vollflächig schützenden Topfhelm. Letzterer bot erstmals umfassenden Schutz für Kopf, Gesicht und Nacken. Getrieben wurde diese Entwicklung durch Änderungen in der Kriegstechnik, vor allem durch den zunehmenden Einsatz der Stoßlanze im Reiterkampf. Die Antwort: mehr Schutz, insbesondere für den Kopf.

Janowski, Helmets, Dargenhelm Fund
Dargenhelm, frühe Aufnahme, aus: Janowski, Late-Medieval Helmets, S. 168

Der Dargenhelm: Aufbau und Besonderheiten

Der Dargenhelm ist ein echter Kampfeinsatz-Helm, gefertigt aus fünf vernieteten Stahlplatten, rund 2 bis 2,5 mm stark. Sein Gesamtgewicht liegt bei ca. 2,3 kg. Typisch für ihn:

  • 20 Atemlöcher auf den Seiten

  • Sehr enge Seeschlitze (nur 7 mm breit)

  • Markantes Visierkreuz aus 2 mm starkem Stahl

Diese Konstruktion brachte in weiten Teilen guten Schutz, aber erforderte auch Kompromisse bei Sicht und Belüftung. Besonders spannend: Das Visierkreuz ist in Funden einzigartig, taucht aber in vielen zeitgenössischen Abbildungen auf. Ob es auch theologisch motiviert war? Unklar. Vielleicht war es einfach nur praktisch – oder ein modisches Statement des 13. Jahrhunderts.


Herstellung, Nutzung & Fixierung

Der Helm wurde nicht direkt auf dem Kopf getragen, sondern über Polsterungen, Ringpanzerhauben und ggf. Lederkappen gezogen, wobei die Öffnung des Helms beim Dargenhelm überraschend klein ausfällt. Fixiert wurde das Futter durch 14 Bohrungen – teils schief gesetzt, was interessante Einblicke in die mittelalterliche Fertigung liefert. Auch Helmriemen waren üblich, um den Helm am Kopf zu halten. Ein zentrales Loch oben auf dem Helm könnte sogar der Befestigung von Helmschmuck oder Helmzier gedient haben.

Dargen Helm, aus Quasigroch, S. 12
Seitenansicht von Rechts mit Helmfutter, Dargenhelm, aus: Quasigroch, Dargen, S. 12

Der Fundort: Dargin in Westpommern

Gefunden wurde der Dargenhelm in den 1860er Jahren bei Erdarbeiten im heutigen Polen, genauer: Dargin, Kreis Bobolice. Und obwohl der Fund über 150 Jahre zurückliegt, ist der Helm für einen Bodenfund erstaunlich gut erhalten. Das macht ihn für die Forschung so wertvoll.


Einzigartig und ikonisch: Die Bedeutung des Dargenhelms

Zwei Dinge machen den Helm so besonders:

  1. Sein Alter: Er datiert auf ca. 1250–1270 und ist damit der älteste bekannte Topfhelm-Fund überhaupt.

  2. Sein Zustand: Trotz Alter und Erdvergrabung ist er verblüffend gut erhalten.

Zwar war er nicht der stabilste Helm seiner Zeit – zu dünn, zu flach – aber er ist ein wertvolles Zeugnis der Rüstungsgeschichte. Kein Prunkstück, sondern Gebrauchsgegenstand pur. Und genau deshalb heute ein Star der Mittelalter-Forschung – und der Mittelalter-Fans.


"Den Irren erkennt man an der Freiheit, die er sich gegenüber der Beweispflicht nimmt, an der Bereitschaft, überall Erleuchtungen zu finden. "

Umberto Eco, Das Focaultsche Pendel

Literatur


  • Quasigroch, Günter, Der Topfhelm von Dargen, in: Waffen- und Kostümkunde 21 (1979), S: 11 - 24.
  • Žákovský, Petr u.a., A unique finding of a great helm from the Dalecin castle in Moravia, in: Acta Militaria Mediaevalia VIII (2012), S. 91 - 125.
  • Janowski, Andrzej, Archaelogist in the Archive. A turning point in the study of late-medieval helmets in western Pomerania, in: Fasciculi Archaelogiae Historicae Fasc XXXIII, S. 167 - 174.

Joey von MDVAL

Joey hat an der Uni Bamberg zur Geschichte des Templerordens promoviert. Er ist als Content Creator auf Twitch und Youtube unterwegs und hat im Jahr 2023 die Kleidermarke MDVAL Streetwear gegründet.

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